29.08.2012
DIHK mit Potemkin-Umfrage (29. 08. 2012)
Es gehört zu den jährlichen Ritualen des DIHK, des Dachverbandes der Industrie- und Handelskammern, die eigene Bedeutung mit der Veröffentlichung des „Unternehmensbarometers“ zu unterstreichen.
An dieser Stelle soll nun nicht thematisiert werden, warum es neben all den Studien und Erhebungen der diversen Wirtschaftsforschungsinstitute auch noch dieses Werk braucht. Auch die durchaus spannende Frage, warum eine solche Aufgabe, die durchaus und sicher qualifizierter (s.u.) durch das Statistische Bundesamt erledigt werden könnte, aus den Mitteln der Zwangsmitglieder bezahlt werden soll, soll hier unbetrachtet bleiben.
Einzig die Substanz dieser Datenerhebung wollen wir thematisieren. Wer die Umfrage genauer liest und sich fragt, auf welcher Datenbasis die Aussagen beruhen, wird vermutlich von Zweifeln beschlichen werden.
Denn der DIHK teilt uns mit, dass die Auswertung auf „knapp 2000 Antworten“ beruhe. Dann folgt noch eine prozentuale Verteilung dieser Antworten nach Wirtschaftszweigen (Industrie (29 Prozent), Bauwirtschaft (vier Prozent), Handel (20 Prozent) und Dienstleistungen (47 Prozent). Und Regionen (15 Prozent aus dem Norden Deutschlands, zu 39 Prozent aus dem Westen, zu 13 Prozent aus dem Osten und zu 33 Prozent aus dem Süden).
Tatsächlich waren es wohl nur 1948 Antworten, die der DIHK erhalten hat, wie aus einer Email hervorgeht. Und wer die Auswertung liest, dem könnten sich u.a. folgende Fragen stellen:
- Versucht der DIHK vorsorglich mögliche zukünftige Auflagen mittels Herausstellen angeblicher freiwilliger Leistungen abzuwehren ?
- Werden wieder einmal DIHK-Positionen formuliert, die offensichtlich nicht Ergebnis des gesetzlich vorgeschriebenen „ausgleichenden und abwägenden“ Meinungsbildungsprozess in den Kammern sind ?
- Werden nicht evaluierte subjektive Selbsteinschätzungender Befragten durch den DIHK als tatsächlich Aktivitäten "verkauft" ?
Sowohl die geringe Beteiligung als auch die mangelnde Differenzierung bei den Antworten nach Regionen, Unternehmensgrößen und Branchen (wenn überhaupt nur sporadisch und willkürlich) macht dieses „Unternehmensbarometer“ zu einem hervorragenden Beispiel, wie der Kammerapparat Mitgliedsgelder verschwendet, um damit ohne Auftrag und Legitimation Positionspapiere in pseudowissenschaftlichem Gewand in Umlauf zu bringen. Allein der Umstand, dass nicht erläutert wird, wer nach welchen Kriterien die Unternehmen für die Umfrage ausgewählt hat, macht, befördert dieses Werk in die Kategorie „Umfragen, die die Welt nicht braucht“. Kammermitglieder, die dafür bezahlen müssen, brauchen sie noch weniger. Die Politik darf solche Umfragen hoffentlich nicht ernst nehmen.