20.12.2018
Pflegekammer Niedersachsen kennt nur Spitzenverdiener in der Pflege
In diesen Tagen hat die Pflegekammer Niedersachsen gegenüber ihren Zwangsmitgliedern eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was diese von ihr erwarten dürfen. Rechnungen, Einschüchterungen und Zahlungaufforderungen. Statt "Stärkung der Pflege" heißt es in Niedersachsen "Stärkung der Pflegekammer". Und zwar mit dem Geld der Pflegekräfte. Besonders perfide ist dabei, dass die neue Plegekammer zunächst alle Pflegekräfte wie selbstverständlich in die höchste Beitragsklasse (70.000,00 Euro Jahreseinkommen) eingruppiert. Das Durchschnittseinkommen einer examinierten Pflegekraft aber liegt in Niedersachsen tatsächlich nur bei knapp 30.000,00 Euro. So aber werden alle Zwangsmitglieder von "ihrer" Pflegekammer zunächst mit einem Jahresbeitrag von 280,00 Euro bedroht. Und für das Rumpfjahr 2018 sollen immerhin 140,00 Euro abkassiert werden. Wer hier nicht sofort aufpasst und gegenüber der Pflegekammer interveniert muss diesen absurd hohen Beitrag dann entrichten.
Wie man in einer Organisation, die für sich in Anspruch nimmt, für die Pflegekräfte aktiv zu werden, solche Methoden rechtfertigen will, ist ein Rätsel. Natürlich ist klar, was damit bezweckt werden soll. Die Pflegekräfte sollen genötigt werden, unter dem Druck der hohen Zahlung rasch und ohne Widerstand ihre Einkommensverhältnisse offen zu legen und zu zahlen. Mit diesem Druck soll der Wderstand gebrochen werden.
Beim bffk standen in den letzten Tagen die Telefone nicht still und zahllose Emails mit Beschwerde von Pflegekräften kamen herein. Einige Zitate:
"Viele Kollegen/innen in meiner Abteilung/im Klinikum sind gegen die gerade eingerichtete Pflegekammer. Nun sind wir nur eine kleine Gruppe und ich wollte Sie fragen, ob es noch Sinn macht, sich mit anderen Kolleginnen und Kollegen zusammen zu schließen und gegen diese Zwangsmitgliedschaft vorzugehen. Wir sind ein bisschen hilflos, weil wir nicht recht wissen, was zu tun ist und wo wir anfangen sollen. Wir wollen möglichst viele Schwestern/Pfleger mobil machen. Denn sowas wollen wir nicht mit uns machen lassen."
"als Pflegefachkraft bin auch ich empört gegen die Zwangsverkammerung einhergehend mit Zwangszahlung, dies entspricht nicht den Grundlagen der Demokratie,"
"Ich bin entsetzt was in unserem Land möglich ist. Hinzu kommt das ich betroffen bin. Gelernte Kinderkrankenschwester und arbeite seit 5 Jahren in einer Behörde ( arbeite nicht in meinem Beruf muss aber trotzdem diesen ... Verein bezahlen. Ich kann meine Wut und mein Unverständnis kaum in Worte fassen , wie es möglich ist die Pflegenden so benutzen."
"In unserem Betrieb, ein ambulanter Pflegedienst, ist niemand gewillt diesen Beitrag, bzw. irgendeinen Beitrag , zu zahlen."
"Ich finde das äußert unverschämt da ich den Nutzen für Pflegekräfte bzw. mich nicht sehe."
"Der erst heute mitgeteilte hohe Mitgliedsbeitrag hat mich dann doch sehr überrascht. Aus diesem Grund würde ich gerne dort wieder kündigen."
"Ich bin aber empört über die Pflichtmitgliedschaft und den Zwangsbeitrag von 140,00 € für das Jahr 2018, der jetzt in Niedersachsen erhoben wird."
Zu der skrupellosen Vorgehensweise gehört auch, rücksichtslos Menschen zur Mitgliedschaft und Zahlung heranzuziehen, die zwar eine pflegerische Ausbildung haben, aber längst nicht mehr in der Pflege arbeiten. Ein vorliegendes Urteil des Verwaltungsgerichtes Koblenz, welches hier klare Regeln formuliert hat, wird von der Pflegekammer in Niedersachsen nicht ausreichend berücksichtigt.