Keine Pflegekammer in Hamburg
Damit hatten die Initiatoren zur Einrichtung einer Pflegekammer in Hamburg nicht gerechnet. Die Pflegekräfte haben sich gegen eine kostenpflichtige Pflegekammer mit Mitgliedschaftszwang entschieden.
Wie die Zeitung »Die Welt« berichtet, sprachen sich nur 36 Prozent der Befragten für die Einrichtung einer Pflegekammer aus, 48 Prozent positionierten sich klar dagegen.
Das entsprach natürlich nicht den Umfrage-Ergebnissen, welche die Initiatoren selbst erhoben hatten. Möglicherweise wurden da nur die eigenen Leute befragt.
Erschwerend kam dazu, dass man mit den zu erwartenden Zwangsbeiträgen ehrlicher umgegangen war, als z.B. in Rheinland-Pfalz. Das »Hamburger Abendblatt« berichtet bereits am 23.10.13, dass die Zwangsbeiträge voraussichtlich zwischen jährlich 60 Euro (nichtberufstätige/geringfügig Beschäftigte) und 250 Euro (Leitungskräfte) liegen. Damit konnten sich die meisten Pflegekräfte eine jährliche Grundbelastung von rund 120-160 Euro ausrechnen. Nicht erwähnt wurden die Folgekosten, wie z.B. Pflichtfortbildungen. Sofern diese nicht von den Kammern kostenlos angeboten werden, entstehen hier noch einmal Kosten (Seminar, Anreise, Zeit), welche die Pflegekräfte tragen müssen.
Kritik wurde wie üblich an den Kammergegnern laut. Die Gewerkschaft verdi wurde sogar aufgefordert sich auf die Seite der Kammerbefürworter zu stellen. Doch dort stellt man in einer eigenen Aktion klar, eine Kammer hat keinerlei Funktion einer Gewerkschaft und kann keine der dringenden Probleme in der Pflege lösen. Für eine zusätzliche Verwaltung besteht kein Bedarf.
Ebenso positionierte sich der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) sehr engagiert gegen die Pflegekammern. Auch hier wurde vor allem Kritik an den hohen Kosten und der zusätzlichen Bürokratie laut, die keinen Nutzen zur Lösung der Pflegeprobleme bringt.
Der Senat hat den Pflegeverbänden einen Platz in den Gremien der Stadt angeboten. Für die Pflegekräfte bedeutet das Aus für eine Monopolvertretung, sich jederzeit in demokratisch legitimierten Verbänden organisieren zu können. Ob innerhalb der Gewerkschaften oder in freien Verbänden, welche die tatsächlichen Interessen der Mitglieder vertreten. Da man aus diesen Verbänden austreten kann, müssen diese sich aber auch wirklich für ihre Interessengruppe einsetzen.
Der fehlende Kammerzwang kann sich auch zu einem Standortvorteil für die Attraktivität von Arbeitsplätzen in der Hamburger Pflegebranche entwickeln.