Bundesverband für freie Kammern e.V. Der Kammerbericht 2022 – Das Märchen von der Effizienz der IHKn

23.03.2023

Der Kammerbericht 2022 – Das Märchen von der Effizienz der IHKn

Thematischer Mittelpunkt des aktuellen Kammerberichtes 2022, den der bffk am vergangenen Freitag veröffentlicht hat, ist eine Untersuchung zur Effektivität der Arbeit der Industrie- und Handelskammern (IHKn). Bereits im Jahr 2015 hatte der bffk ein kritisches Auge auf den Personaleinsatz der Kammern geworfen. In diesem Jahr haben wir zusätzlich untersucht, wie hoch die IHK-Beiträge bezogen auf das Gesamtgewerbesteueraufkommen im jeweiligen IHK-Bezirk ausfallen und am Beispiel der Unternehmensbesuche durch IHK-Mitarbeiter wie intensiv und effektiv dort das Personal eingesetzt wird. Immerhin gehört es zum Selbstverständnis der IHKn nach innen und außen, ihre Nähe und Verbundenheit u.a. über die vielfältigen Kontakte zu ihren Mitgliedsunternehmen zu betonen.

Die Ergebnisse sind erstaunlich. Einerseits überrascht die Schwankungsbreite beim Abschöpfen der IHK-Beiträge, Warum die IHK Dortmund satte 4 Prozent des Gewerbesteueraufkommens als Beiträge vereinnahmt während die IHK Potsdam zur Finanzierung ihrer Arbeit gerade einmal 0,24 Prozent benötigt. Der hohe Finanzbedarf der Dortmunder IHK mag auch daher rühren, dass sie von den untersuchten IHKn das mit deutlichem Abstand höchste Durchschnittseinkommen für die Mitarbeiter bezahlt. Hinsichtlich des Engagements gegenüber den Mitglieder verschwindet die IHK Dortmund dann allerdings unauffällig im Mittelfeld.

Erstaunlich ist dann weiter, dass es immer noch eine Vielzahl von Industrie- und Handelskammern gibt, die sich eine im Verhältnis zur Mitgliederzahl erhebliche Bürokratie unterhalten. Wenn eine große IHK wie Berlin hier bundesweit das beste Verhältnis aufweist (auf 1060 Mitglieder eine Vollzeitstelle), so mag das für große IHKn grundsätzlich einfacher sein. Warum sich aber die IHK Hagen auf Kosten der Mitglieder einen erheblichen Wasserkopf leistet (auf je 279 Mitglieder eine Vollzeitstelle), während die IHK Aachen hier deutlich effizienter unterwegs ist (auf 816 Mitglieder eine Vollzeitstelle), wird sachlich und im Sinne eines sparsamen Umgangs mit den Mitgliedsbeiträgen kaum zu rechtfertigen sein.

Schließlich entlarvt auch die Auswertung zu den Unternehmensbesuchen das Märchen von der Effizienz vieler Industrie- und Handelskammern. Und es verdeutlicht, dass in vielen Industrie- und Handelskammern von der vermeintlichen Nähe zwischen IHK-Bürokratie und den Mitgliedern keine Rede sein kann. Ergänzend sei hier darauf hingewiesen, dass es eine Vielzahl von IHKn gibt, die auch die gewählten Vertreter aus der Mitgliedschaft nur noch 2 oder 3 Mal im Jahr zur Vollversammlungssitzung einladen. Weit vorne dürfte in dem Fall die Handelskammer Hamburg liegen. Denn dort werden die meisten Unternehmensbesuche getätigt. Gleichzeitig tagt in Hamburg das Plenum (Vollversammlung) ca. 10 Mal im Jahr. Negativ fällt dort nur auf, dass das Verhältnis der Anzahl der Unternehmensbesuche bezogen auf die Zahl der Mitarbeiter bei den untersuchten IHKn das schlechteste ist.


Schlussendlich muss in der Auswertung des im Kammerbericht traditionell umfangreichen Zahlenwerks Erwähnung finden, dass seit dem Jahr 2013, wo das Eigenkapital der IHK einen Spitzenwert von über 2 Milliarden Euro überschritten hatte, ein deutlicher Abbau von IHK-Vermögen durchgesetzt werden konnte. Im Jahr 2020 sank das gesamte Eigenkapital der 79 IHKn auf unter 1,5 Milliarden Euro. Ob das für das Jahr 2021 prognostizierte weitere Absinken des Eigenkapitals auf knapp über 1 Milliarde Euro wirklich so eintritt, muss abgewartet werden. Es wäre ohne Zweifel ein notwendiger und überfälliger Durchbruch, wenn es darum geht die aus Zwangsbeiträgen sinnlos gefüllten Tresore der IHKn zu leeren. 

 

Link zum Kammerbericht 2022

Link zur Pressemitteilung des bffk