14.02.2022
Diese Handwerkskammer Berlin braucht kein MenschIn den letzten Jahren hat der bffk mehrfach Handwerksunternehmen in Berlin betreut, die Unterstützung in formalen Fragen der Eintragung in die Handwerksrolle benötigten. Zu einer Konstante in der Kommunikation mit der HWK gehört für uns dabei die Erfahrung, dass die HWK monatelang nicht reagiert, um dann sich die Freiheit zu nehmen, für eine unsererseits geforderte Reaktion sehr kurze Fristen zu setzen. Die Geschichte, die hier zu erzählen ist, beleuchtet eindrucksvoll, was bei der HWK Berlin unter effizienter Förderung des Handwerks tatsächlich verstanden werden darf.
Die Geschichte beginnt mit einem Bäcker, der kein Bäcker aber Spediteur ist. Ein Mann, der sich aber für das Backen interessiert und begeistert und als Quereinsteiger im Jahr 2016 ein mehr als eindrucksvolle Firmengründung hingelegt hat und mittlerweile zahlreiche Arbeitsplätze im Handwerk geschaffen hat. Florian Domberger ist nicht nur überzeugter Handwerker, sondern auch kreativer Unternehmer. Auf viel Begeisterung und Verständnis bei der HWK stieß er damit nicht. Die interessierte sich für Formalia. Domberger, der einen Bäckermeister fest beschäftigt und mit einem weiteren einen festen Kooperationsvertrag geschlossen hatte, wollte die HWK vorschreiben, wen er als Betriebsleiter zu benennen hat. Die Auseinandersetzung über diese Frage zog sich über Jahre. Der gordische Knoten wurde dann Ende 2020 durchschlagen als Florian Domberger mit Bravour eine Prüfung im Backhandwerk ablegte und damit eine Ausnahmegenehmigung erlangte, die ihm die Führung des Betriebes selbst erlaubte.
Damit aber waren – nach bereits 4 Jahren höchst erfolgreicher handwerklicher und unternehmerischer Aktivität – die Voraussetzungen für die Eintragung seines Betriebes in die Handwerksrolle geschaffen. Aber auch dabei setzte die Handwerkskammer vor allem auf Eines – Bürokratie. Zu den vielen Unterlagen, die – selbstverständlich mit kurzer Fristsetzung – beizubringen waren, gehörten seine Ausnahmebewilligung (im Original) und der Meisterbrief seines angestellten Bäckermeisters (im Original). Beide Forderungen erstaunen. Dass die HWK Berlin sich eine Ausnahmebewilligung im Original vorlegen lassen will, die sie selbst erst gerade ausgestellt hat, lässt aber eben nur diejenigen verwundern, die glauben, dass in der HWK Berlin alle Energie in die Förderung des Handwerks fließt. Dass zwischen zwei Behörden – der HWK Dresden, wo der Meisterbrief ausgestellt wurde, und der HWK Berlin – kein vernünftiger Datenaustausch stattfindet, lässt auch nur diejenigen verwundern, die glauben, Handwerkskammern würden tatsächlich effizienter und unbürokratischer arbeiten als die staatliche Verwaltung.
Aber Florian Domberger lieferte. Er lieferte pünktlich. Er lieferte Originale. Und er lieferte vor Zeugen. Am 25. Januar 2021 lagen die Unterlagen im Briefkasten der HWK, die dafür eine Frist bis zum 31. Januar 2021 gesetzt hat. Und dann passierte...... nichts. Und dieses Nichts passierte ziemlich lange. Es war dann nicht die HWK Berlin, die die Eintragung bestätigte oder bei Domberger nachfragte, wo seine Unterlagen blieben. Es war Florian Domberger, der sich bei der HWK nach genau einem Jahr nach dem Stand der Dinge erkundigte. Die Antwort war kurz. Sein Brief – mit den Originalen – sei nicht auffindbar. Warum sich die HWK dann wegen der Fristüberschreitung nicht gemeldet hat, wird nicht beantwortet. Rechtlich ist handwerkliche Tätigkeit ohne Eintragung in die Rolle immerhin Schwarzarbeit. Und das Theater um die Eintragung zieht sich jetzt schon immerhin über mehr als 5 Jahre. Wohin ein solcher Brief verschwunden sein könnte, weiß auch niemand zu beantworten. Das Trostpflaster der HWK besteht nun darin, dass Domberger auch rückwirkend kein HWK-Beitrag abverlangt werden soll. Dafür soll er jetzt alle Unterlagen – auch die Originale – mit teils erheblichen Kosten wieder herbeischaffen. Denn immer noch kann die eine Abteilung der HWK, die die Ausnahmebewilligung erteilte, der anderen Abteilung der HWK, die für die Eintragung zuständig ist, hier nicht weiterhelfen. Vielleicht kennen die sich auch gar nicht. Derweil warten bei Florian Domberger potentielle Umschüler*innen und Azubis, die er gerne ausbilden würde, aber ohne Eintragung in die Rolle nicht ausbilden kann. Wer glaubt, die HWK Berlin würde effizient und energisch das Handwerk fördern, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.