Bundesverband für freie Kammern e.V. Evaluationsergebnisse der Pflegekammer Niedersachsen veröffentlicht

18.05.2021

Evaluationsergebnisse der Pflegekammer Niedersachsen veröffentlicht

Das niedersächsische Sozialministerium hat heute die Ergebnisse der Evaluation der Pflegekammer Niedersachsen veröffentlicht. Der Umfang der Evaluation wurde nach dem deutlichen Ergebnis der Mitgliederbefragung, die zur gesetzlichen Abschaffung der Pflegekammer führte, deutlich reduziert. Auch wenn die Pflegekammer in Niedersachsen nun Geschichte ist und die Evaluation inhaltlich begrenzt wurde, sind die Ergebnisse spannend. Dabei kann nur empfohlen werden, auch die Evaluationsstudie „Pflegekammer Niedersachsen", die der Gründung der Pflegekammer voraus ging, zur Hand zu nehmen. Denn im Vergleich der Bewertung der Pflegekammer durch die Pflegekräfte weichen in der theoretischen - oftmals mit wenig Informationen unterlegten - und praktischen - mit konkreten Erfahrungen und deutlich mehr Wissen unterlegten - Betrachtung die Ergebnisse hinsichtlich der grundsätzlichen Akzeptanz deutlich ab. Zu erinnern ist hier daran, dass in Niedersachsen 69 Prozent der Befragten bei der ersten Studie angegeben haben, dass das Thema für sie neu sei bzw., dass sie lediglich schon mal davon gehört hätten. Von einer solchen schlechten Beurteilungsgrundlage konnte bei der zweiten Evaluation natürlich keine Rede mehr sein. Hier lässt sich recht einfach festhalten: je mehr die Pflegekräfte über die Kammer wissen, desto niedriger ist die Akzeptanz.

Was beide Studien aber verbindet, ist die Feststellung, dass es eine großes Bedürfnis der Pflegekräfte gibt, ihre Situation zu verbessern. Selbst nach der katastrophalen Performance der Pflegekammer haben immer noch rd. 60 Prozent der Befragten Aufgabenbereiche benannt, in denen die Pflegekammer sich vermehrt für die persönlichen beruflichen Interessen einsetzen sollte bzw. jetzt einsetzen hätte sollen. Es scheint das Instrument der Zwangsverkammerung nebst Beitragspflicht zu sein, dass die Pflege entzweit. Dafür spricht auch, dass 83 Prozent der Befragten im Falle des Fortbestandes der Kammer Beitragszahlungen abgelehnt hat.

Wenn als Ergebnis der Befragung deutlich wird, dass über 60 Prozent der Teilnehmenden die Öffentlichkeitsarbeit - vornehmlich aufgrund der mangelnden Transparenz - mit mangelhaft oder ungenügend bewerten, wenn zwar 2/3 der Befragten angeben, die Beteiligungsmöglichkeiten zu kennen aber außer bei Befragungen nicht zu nutzen, dann wird deutlich, dass es einer Zwangs-Pflegekammer offensichtlich nicht gelingt sich über Kommunikation Akzeptanz und Partizipation zu erarbeiten. Wenig überraschend, dass das Angebot zur inhaltlichen Beteiligung von knapp 50 Prozent mit mangelhaft oder ungenügend beurteilt wurde. Es waren gerade einmal 10 Prozent der Mitglieder, die fanden, dass die Pflegekammer die Interessen des Berufsstands der Pflege vertritt. Dabei waren es maximal 20 Prozent der Mitglieder, die die Aufgabengebiete der Pflegekammer als eher unwichtig bis unwichtig einschätzten. Die Liste vergleichbarer Ergebnisse ließe sich fortsetzen.

Im Ergebnis lässt sich eine recht einfache Zusammenfassung festhalten. Pflegekräfte wünschen sich eine Interessenvertretung. Sie können die Bedarfe inhaltlich auch sehr genau bestimmen. Mit einer Kammer, bei der sie zwangsweise zahlende Mitglieder sein müssen, kann sich ein belastbares Vertrauensverhältnis, dass Grundlage für ein konstruktives und lebhaftes Miteinander sein könnte, nicht entwickeln. So fehlt es der Selbstverwaltung von innen heraus an der Glaubwürdigkeit. Für diese Einschätzung spricht auch, dass sich die Zufriedenheit mit der Kammer nach ihrer Gründung nicht erhöht hat. Gerade 5,5 Prozent der Befragten sahen hier eine Verbesserung.

Nach dem Ergebnis der Mitgliederbefragung in Schleswig-Holstein ist bekannt, dass sich die Lage dort ähnlich darstellt. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gibt es aktuell keine Aussichten auf eine vergleichbare Befragung. Die Verantwortlichen ahnen wie die Ergebnisse ausfallen würden und setzen daher alles ein, um eine vergleichbare Befragung zu verhindern.

Link zu den Ergebnissen der Evaluation der Pflegekammer Niedersachsen (2013)

Link zu den Ergebnissen der Evaluation der Pflegekammer Niedersachsen (2021)