04.07.2018
Debelux muss sich zwei Mal für Plagiate entschuldigen
Die Deutsch-Belgisch-Luxemburgische Handelskammer debelux mit Sitz in Brüssel hat sich zwei Mal offiziell entschuldigen müssen. Der Grund: In zwei Publikationen der Kammer wurden Plagiate gefunden. Ein Plagiat ist die ist Anmaßung fremder geistiger Leistungen.
In der Publikation "Zielmarktanalyse Luxemburg / Bauwirtschaft Luxemburg - Fokus Denkmalpflege", die im Oktober 2017 erschienen ist, waren Erläuterungen fast wortwörtlich entnommen worden aus einem in Luxemburg veröffentlichten Buch über den Denkmalschutz – und das ohne Kennzeichnung. „Die debelux hat den Eindruck erweckt, dass ein Text über finanzielle Fördermöglichkeiten von ihnen stammt. Dabei handelt es sich um eine Übernahme aus einem Buch mit dem Namen Monumentum“, erklärt Dr. Jochen Zenthöfer, der die Buchreihe als Redakteur verantwortet. Herausgegeben wurde die Publikation von dem luxemburgischen Denkmalschutzverein „Sauvegarde du Patrimoine asbl“ (deutsch: Bewahrung des Kulturerbes e.V.). „Während wir ehrenamtlich wirken, bekommt die debelux Zuschüsse und kann (laut Internetseite) einen 15 Personen starken großen Personalapparat vorhalten. Da müsste man glauben, dass sie solche Publikationen selber schreiben können – oder wenigstens richtig zitieren“, meint Zenthöfer.
Debelux-Hauptgeschäftsführer Hans-Wolfgang Busch schrieb an Zenthöfer: „[Wir haben in der Tat die] von Ihnen monierten Stellen nicht so zitiert, wie es akademischem Standard entsprochen hätte. Hierfür möchte ich mich bei Ihnen im Namen der Deutsch-Belgisch-Luxemburgischen Handelskammer bei Ihnen entschuldigen. [...] Mit dem BMWi haben wir vereinbart, dass die Zielmarktanalyse mit der geänderten Zitierweise auf deren Webseite an der betreffenden Stelle neu veröffentlicht wird.“
Herausgegeben wurde die Analyse vom BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie). In der Studie heißt es: „Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt“. Auch in einer früheren Publikation der debelux sind Plagiate zu finden. Es handelt sich dabei um die Veröffentlichung "Bauwirtschaft in Belgien und Luxemburg - Zielmarktanaylse 2014".
„Die Texte auf den Seiten 79 - 81 stammen, mit ganz wenigen stilistischen Änderungen, von der Webseite unseres Vereins“, sagt Zenthöfer: „Wir werden als Urheber aber nicht genannt. Daher haben wir die debelux und das Bundeswirtschaftsministerium um Prüfung gebeten.“
Erneut musste sich die debelux entschuldigen: „Auch nach unserem Verständnis entspricht diese Vorgehensweise nicht den wissenschaftlichen Standards des Zitierens. Wir verstehen, dass der Vorwurf zum Plagiat naheliegt. Am Ende des Dokuments im Quellenverzeichnis werden jedoch sowohl die Vereinigung Sauvegarde du Patrimoine a.s.b.l als auch die Website, auf der der Text „Das Denkmalamt hilft“ veröffentlicht wurde, als Quelle genannt (S. 94 bzw. 95). Daraus kann zumindest geschlossen werden, dass keine Absicht bestand, das Urheberrecht zu umgehen“, schreibt Hans-Wolfgang Busch. Man wolle den Fehler nun korrigieren. Diese Ausrede ist als „Oxforder Zitiermethode" nach Jorgos Chatzimarkakis (FDP) bekannt – dem Politiker wurde damals der Titel entzogen.
Zum Hintergrund:
Die deutsche Öffentlichkeit ist seit einiger Zeit für Plagiate sensibilisiert. Grund ist die Wissenschaftsplattform „VroniPlag Wiki“, die Täuschungen aufdeckt und die Hochschulen darüber informiert. „VroniPlag Wiki“ setzt sich für Redlichkeit und Ehrlichkeit in wissenschaftlichen Arbeiten und Studien ein. Zuletzt wurden Plagiate bei einem Honorarprofessor der Allensbach Hochschule gefunden. Publikationen der Kammern oder Außenhandelskammern wurden bisher aber nicht von der Plattform untersucht – obwohl es sich womöglich lohnen würde, wie die Fälle bei der debelux zeigen.