02.07.2024
Pflegekammer NRW engagiert Influencer für bis zu 690.000 Euro
Der Pflege eine Stimme geben. Das ist das Versprechen der Befürworter der Zwangspflegekammern. Die Pflegekammer NRW hat jetzt einer Hamburger Agentur den Auftrag gegeben, mit der Pflegekammer „Stimmübungen“ zu machen. Der „Vorturner“ dieser Agentur vermarktet sich als Keynote-Speaker und Influencer, Das dürfte der Pflege gerade noch gefehlt haben. Der Auftrag umfasst
- „Beratung bei der Themenfindung in der Außenkommunikation“; man sollte meinen, die in der Pflegekammer versammelten Pflegeexperten wüssten um ihre eigenen Themen.
- „Analyse aktueller Entwicklungen im Gesundheitswesen“; das sollten doch eigentlich die Pflegeexperten am besten leisten können.
- „Identifikation und Auswahl von relevanten Themen - Beratung zur Aufarbeitung der Themen, die für die Pflegekammer von strategischer Bedeutung sind.“ Das dürfte eigentlich den Kernbereich der vermeintlichen Kompetenz der kammerbegeisterten Pflegeexperten ausmachen. Aber nein, da muss ein Influencer ran.
- „Entwicklung effektiver Pressestrategien, um die öffentliche Wahrnehmung zu steuern“; Sachlichkeit und Fachlichkeit erscheint der Pflegekammer offenkundig nicht als ausreichendes Fundament der Arbeit.
- Und natürlich darf eine umfassende Beratung zur „Krisenkommunikation“ nicht fehlen.
Wen aber hat sich die Pflegekammer da an Bord geholt? Und was kostet der Spaß?
Der Vertrag hat eine Laufzeit von zunächst 2 Jahren. Unterzeichnet wurde der Vertrag am 04. März 2024. Er kann zwei Mal für jeweils 1 Jahr verlängert werden. Das Gesamtvolumen läge dann bei 686.400,00 EUR. Die Gesamtsumme markiert aber nicht, wie lukrativ der Job wirklich ist. Denn tatsächlich muss die Agentur dafür nur 15 Stunden pro Woche ran. Das reicht für eine fette Gage, denn der Stundensatz liegt bei gut 260 Euro. Wirklich spannend ist, dass der wackere Influencer, der da ordentlich abkassiert, aktuell auf Facebook, Instagram & Co offensiv und aggressiv für die Kammer und gegen die Kritiker keilt und dies dann auch noch ohne Hinweis auf seine geschäftliche Verbindung zur Pflegekammer tut. Dabei unterstellt er Kritikern der Pflegekammer genau die monetären Interessen, die er selber hat. In einem Kommentar von ihm ist zudem zu lesen:
„Die, die gerade an den Fleischtöpfen des Gesundheitswesen sitzen, kommen vor Lachen kaum in den Schlaf.....“
Da dürfte ein Experte sprechen. Denn mit einer 15-Stunden-Woche monatlich mehr als 15.000 Euro abzuräumen, dürfte ihm an diesen Fleischtöpfen einen Platz in der ersten Reihe sichern.