30.01.2016
Fotografen-Handwerk im Wandel – wann fällt der Kammerzwang?Die Abgrenzung zwischen handwerklicher und industrieller Tätigkeit und damit die Entscheidung zwischen IHK- oder HWK-Zwangsmitgliedschaft mutet mittlerweile in einigen Fällen unmöglich bzw. willkürlich an. Insbesondere aber bei den Fotografen, bei denen ein großer Teil unabhängig von jeder Kammermitgliedschaft als Freiberufler arbeitet, zeigt sich der gravierende Wandel eines Berufsstandes, dem statische Handwerkskammern begegnen, die schon lange für diese Berufsgruppe nichts mehr leisten (können) und sich darauf beschränken, ihre Einnahmen aus den Zwangsbeiträgen zu sichern.Eindrucksvoll belegt dies die Auswertung von zwei Umfragen unter Fotografen, die als Mitglieder der Handwerkskammer nach ihren Erfahrungen mit dem Wandel im Beruf und insbesondere mit der Mitgliedschaft in der Handwerkskammer befragt wurden. Danach
- sehen nur noch knapp 11 Prozent (und das mit Einschränkungen) Sinn in der Mitgliedschaft in der HWK
- nur noch etwas mehr als 15 Prozent bilden aus. Die wichtigste Rechtfertigung für den Kammerzwang ist defacto entfallen
- 54 Prozent halten eine handwerkliche Ausbildung zum Fotografenberuf nicht mehr für zeitgemäß
- fast 85 Prozent sehen überhaupt keine Vertretung ihres Berufsstandes durch die HWK. Weitere 7,2 Prozent sind mit einer wie immer gearteten Vertretung „gar nicht zufrieden“
- knapp 89 Prozent haben in den letzten 2 Jahren kein Dienstleistungsangebot einer HWK angenommen
- knapp 95 Prozent erklären, dass ihnen die Mitgliedschaft keinen wirtschaftlichen oder anderweitigen Nutzen erbringt
- gut 80 Prozent können auch aus der Außendarstellung (Werbung) keinen Nutzen durch die HWK-Mitgliedschaft ziehen
- nur 1,1 Prozent der Befragten haben den Eindruck, dass sich die Handwerkskammern tatsächlich aktiv gegen Schwarzarbeit im Beruf engagieren
- knapp 90 Prozent fordern die Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft für gewerbliche Berufsfotografen
- über 82 Prozent halten die Handwerksordnung nicht mehr für zeitgemäß
Zwei Fragen drängen sich nun auf. Die erste: wie reagieren Kammern und Politik auf diese Umfrageergebnisse. Es steht zu befürchten, dass sie das tun, was sie seit Jahren tun. Die Politik duckt sich weg und die Kammern verweisen beleidigt auf ihre „wunderbaren Dienstleistungen“ und „engagierten Einsatz“ und bedauern, dass dies nicht ausreichend gewürdigt wird, und lassen den Kopf ansonsten dort, wo er schon seit Jahren steckt: tief im Sand.
Die zweite Frage muss lauten, ob diese Ergebnisse ganz oder in Teilen auf andere Berufsgruppen übertragbar sind. Wer glaubt oder hofft, es hier mit einem Einzelergebnis zu tun zu haben, hat vom Handwerk keine Ahnung....... .