Bundesverband für freie Kammern e.V. Zweifelhafte Ehrung in der IHK Stuttgart

06.10.2017

Zweifelhafte Ehrung in der IHK Stuttgart

Zu den Ritualen der Selbstbeschäftigung der Kammern gehört u.a. die Durchführung diverser Konjunkturumfragen, deren Mangel an repräsentativer Relevanz nur noch von ihrer Überflüssigkeit übertroffen wird, weil es solche Umfragen in weit besserer Qualität bereits von allem möglichen Instituten und Institutionen gibt.

Ein weiteres Feld, auf dem sich die Kammern und ihre Funktionäre ebenso gerne tummeln, sind Preise und Preisverleihungen. Bei der Auswahl ist man da nicht immer zimperlich wie ein aktuelles Beispiel aus der IHK Stuttgart zeigt. Treu bleibt sich die Stuttgarter IHK aber im Hinblick auf die fehlende Transparenz. Wer da den eher zweifelhaften Preisträger für den sogenannten "Merkur" ausgewählt hat, bleibt im Dunkeln. Dass im Jahr 2017 nun der Unternehmer Dr. Günter Baumann den Preis erhalten soll, sorgt in Stuttgart für massive Kritik. Denn die IHK, die nach dem Gesetz für die "Wahrung von Anstand und Sitte des ehrbaren Kaufmanns zu wirken" hat, ehrt hier einen Mann, dessen Unternehmen eine Kartellstrafe von 68 Mio. Euro zahlen musste. In einem offenen Brief an die IHK-Präsidentin wird nun darauf hingewiesen, dass die unzulässigen Preisabsprachen zu einer Zeit begannen, als Baumann als Geschäftsführender Gesellschafter Verantwortung getragen hat. Die Initiatorin des offenen Briefes, Martina Ueberschaar, die auch Mitglied der Vollversammlung der IHK Region Stuttgart für die kammerkritische Kaktus-Initiative ist, schreibt dazu: „Ich empfinde es als Skandal, dass einerseits das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns in der IHK hochgehalten wird, und dann Menschen geehrt werden, die dieses Leitbild mit Füßen getreten haben“. Mittlerweile haben rd. 50 Unternehmer diesen Brief unterzeichnet und unterstützen die Kritik an der Ehrung und verweigern ihre Zustimmung zur Preisverleihung. Wer die Stuttgarter Verhältnisse kennt, kann allerdings nicht auf ein Umdenken hoffen. Denn was die Ehrbarkeit der Akteure angeht, begegnen sich Preisverleiher und Preisempfänger leider auf Augenhöhe wie die nachfolgenden Beispiele zeigen.